" 4 Jahre und 22 Tage " Teil 3 von Gabriele Manhold
Euch viel Spaß beim lesen, hoffe ich und noch einen schönen Abend. Eure Gabriele
Ganz
allmählich kam ich wieder zu mir, mein
Kopf fühlte sich ungeheuer schwer an und lastete auf meinem sexzerschundenen Körper, nach unserer
verzweifelt, lustvollen Vereinigung mußten wir geschlafen haben wie zwei satte
Steine. Blindlings tastete meine linke Hand nach Sofia und statt Ihre sich
ungeheuer zart anfühlende Haut zu spüren, haftete meinen Fingern jetzt etwas
klebriges an, sofort alarmiert schaltete sich mein Geruchsemfinden ein, süßlich, animalisch, moschusartige Aromen mischten sich mit etwas eklig undefinierbarem,
mir furchtbare Bilder übermittelnden. Adrenalin jagdte durch meine Glieder und
zwang mich die Lethargie abzuschütteln. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und
sah an mir hinunter, ich war nackt und lehnte an der Wand zum Kamin, rötliche
Striemen und Blutspuren krochen meinen Nabel entlang, abwärts zu meinem Penis.
Sofort ließen Wellen von Übelkeit mich krampfartig zucken und mein Mageninhalt
entleerte sich gerade noch links von mir. Ich gewahrte aus dieser Position, rote grotesk in entgegengesetzte Richtungen
verdrehte Frauenbeine, Sofias Beine und überall Blut. Ensetzen lähmte mich, ich
war unfähig mich zu rühren, nur meine Augen bewegten sich über die Szenerie
dieses Horrors und ich nahm nun auch die in heillose Unordnung geratene
Umgebung in mich auf, der Tresor an der gegenüberliegenden Wand stand gähnend
leer, sperrangelweit offen, das ihn sonst verdeckende Gemälde, ein echter
Manderley, lag zerfetzt auf dem ungerührt sich spiegelnden, glänzenden
Parkettboden. Viel zu spät nahm ich den Schatten einer Bewegung wahr, kurz
bevor mich die Schwärze umfing.
Ein
gleichmäßiges tropfen ließ mich an einen lauen Sommerregen bei angehmen
Temperaturen denken, die Brandungswellen küßten sanft den Strand, dann stach
mich etwas in den Arm, irritiert öffnete ich überaus ungern die Augen und
versuchte nach der Einstichstelle zu greifen, um das vermeintliche Insekt zu
verscheuchen. Aprupt wurde mein Ansinnen unterbrochen, ich sah wie die Spritze
sich in meiner Vene entleerte und ein
Pfleger umklammerte wie mit einem Schraubstock meine linke Hand, während eine
besorgt blickende Schwester, mir die nun leere Spritze aus der Vene zog und
einen Tupfer auf die Einstichstelle drückte. Zugleich schwankte der Tropf hin
und her, er wurde von dem Pfleger ruhig gestellt, dann verließen beide beinahe
fluchtartig die Suite. Noch im wegdämmern wurde mir klar, 422 ist tot, er wurde
ermordet, wie sollte ich meinen Auftrag nun erfüllen, ohne die Formel, ließ
sich die Speiche des Rades nicht weiterbewegen, die nächste Dimension nicht
erreichen. Sie würden mich aus dem Spiel nehmen. Doch die wichtigste Erkenntnis
war, wen hatte ich in Indien ermordet ? Mit aller mir zur Verfügung stehenden
Konzentration gelang es mir wach zu bleiben und so konnte ich der Stimme
folgen, durch den wabernden Nebel, bis schlangenartige Arme mich wie Tentakel
umfingen.